Der Botanische Garten in Erlangen
"Der Botanische Garten Erlangen ist zwar einer der kleinsten Gärten Deutschlands. Er ist aber gärtnerisch bis in die feinsten Details gelungen angelegt und bietet viele Anregungen, besonders auch für den Naturschutz, durch die gute Darstellung bedrohter Lebensräume."
Aus: Schmidt, Loki: Die Botanischen Gärten in Deutschland. Hoffmann und Campe, Hamburg, 1997
Die Geschichte des Erlanger Botanischen Gartens reicht im weitesten Sinne zurück bis ins Jahr 1626, als in Altdorf ein medizinisch-akademischer Garten für die neu gegründete Universität der Stadt Nürnberg eingerichtet wurde. Dieser "Hortus Medicus" in Altdorf war der siebte derartige Universitätsgarten Deutschlands. Nach seiner Auflösung kamen einige Pflanzen von dort nach Erlangen.
Bereits wenige Jahre nach der Errichtung der heutigen Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen (1743) war hier 1747 vor dem heute nicht mehr vorhandenen Nürnberger Tor in der südlichen Altstadt, ein Botanischer Garten angelegt worden, er bestand nach wechselvollen Zeiten bis 1825.
Der jetzige Garten an der Nordseite des Schlossgartens kann 2013 sein 185-jähriges Bestehen an der Stelle feiern. Er umfasst eine Grundfläche von ca. 2 ha, wovon ca. ein Zehntel von Gewächshäusern eingenommen wird.
Die Fläche hatte 3 wesentliche Gestaltungsphasen: zunächst waren regelmäßige geometrische Beete für Nutzpflanzen, Ein- und Mehrjährige bestimmend, später waren große Teile pflanzensystematisch geordnet und durch verschlungene Wege gegliedert und schließlich bekam der Garten allmählich sein jetziges Gesicht. Heimische Pflanzengesellschaften erhielten größeres Gewicht, aber Flächen für Nutzpflanzen, Pflanzengeographie, Systematik und Biologische Anlagen wurden beibehalten.
Ein ungewöhnliches Bauwerk, heute Baudenkmal, vermachte 1907 der Geologe Major Adalbert Neischl dem Botanischen Garten in Form der Jura Gruppe. Als erstaunlich naturgetreue Nachbildung zeigt sich noch jetzt, nach über 100 Jahren eine Tropfstein-Höhle im Inneren des Bauwerks.
1892 wurde das Botanische Institutsgebäude in der Mitte des Gartens gebaut, das nach mehreren An- und Umbauten seit 1993 vom Virologischen Institut genutzt wird.
1964 war der Neubau der Gewächshausanlage fertiggestellt, die in den vergangenen Jahren so verändert wurde, dass sie mit wenig Heizenergie betrieben werden kann.
Genaueres zur Geschichte des Gartens und den Personen finden Sie in der Chronik- „Der Botanische Garten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 175 Jahre im Schlossgarten – Geschichte, Chronik, Personen“ oder im Gewächshausführer.
Das ganze Jahr ein Erlebnis
Der Botanische Garten ist in der Stadt ein Ort der Entspannung und immer wieder ein Erlebnis für die ganze Familie. Für den Pflanzenkenner und den Pflanzenfreund der ganzen Region ist der Garten zudem ein Ort der Anregung und Erfahrung. Stets aufs neue bieten sich hier Einblicke in eine bezaubernde Formen- und Artenvielfalt von Pflanzen aus aller Welt.
Das ganze Jahr über zeigt sich dem aufmerksamen Betrachter eine Pflanzenvielfalt, die immer wieder ihr Erscheinungsbild ändert - im Frühling, im Sommer, im Herbst und auch im Winter.
Für Interessierte und Wissensdurstige werden von März bis November im Freiland und in den Gewächshäusern regelmäßig Führungen veranstaltet. Darüberhinaus erläutern ausführliche Informationsschriften dem Besucher die verschiedenen Pflanzen- und Vegetationstypen.
Von der arktischen Tundra bis zum tropischen Sumpf
Der Botanische Garten hat ein sehr breites Sortiment von Pflanzenarten der verschiedensten Klimate und Vegetationsgebiete aufzuweisen, das von der arktischen Tundra bis zum tropischen Sumpf reicht: beispielsweise Hochgebirgspflanzen mediterraner Gebirge (Alpinenhaus), Pflanzen tropischer Regenwälder oder Pflanzen der makaronesischen Inseln (z. B. Canaren). Zudem gibt es Gewächshäuser für sukkulente Gewächse der Wüsten und Halbwüsten, für tropische Nutzpflanzen und Gebirgsregenwälder.
Im Freiland sind besonders hervorzuheben der Gewürzgarten mit zum Teil sehr alten Kulturpflanzen, eine biologisch-ökologische Anlage, wo dem Besucher die Beziehungen zwischen der Gestalt der Pflanze und ihrer Umwelt nähergebracht werden, oder das Pflanzensystem, wo ausgewählte Pflanzenarten nach verwandtschaftlichen Beziehungen geordnet sind. Dazu kommen Anlagen, die heimische Vegetationstypen zeigen, wie Sandmagerrasen, Laubwälder, Sumpfpflanzen, die Steppe und das Alpinum.
Ein Pflanzensortiment für vielfältige Zwecke und Aufgaben
Ein breitgestreutes Pflanzensortiment der verschiedenen Klimate und Vegetationsgebiete ermöglicht die Versorgung der Universitätsinstitute mit Pflanzenmaterial für Experimente und Demonstrationen. Außerdem werden Pflanzen an Schulen abgegeben, gelegentlich auch an Sammler. Ebenso gehört es zu den Hauptaufgaben eines Universitätsgartens, systematische und vegetationskundliche Zusammenhänge aufzuzeigen.
Durch die Verarmung der Natur bekamen die Botanischen Gärten eine ergänzende Funktion, nämlich die Erhaltung (Weiterkultur) vom Aussterben bedrohter Pflanzenarten unserer Heimat. So sind hier auch Arten zu finden, die in der Natur leider nur noch selten zu sehen sind.